2010

Projekt Lust auf Leben - keine Bildschirme in Kinderzimmern

Kinder und Medien - Mehr Bildschirm war nie (aus: wissen.ARD.de v. 1.4.2011)

Die Medienausstattung deutscher Familien mit Teenagern ist beeindruckend: Im Durchschnitt besitzt ein Haushalt mit Jugendlichen 3,8 Mobiltelefone, 2,5 Fernseher, 2,3 Computer, 2,1 MP3-Player, jeweils 1,6 Digitalkameras und Internetanschlüsse sowie 1,1 Spielkonsolen.

Keine andere Generation hatte mehr Medien zur Verfügung wie heutige Kinder und Jugendliche: Computer und Internet haben sich neben den klassischen Medien als feste Größe im Alltag etabliert. Die "Digital Natives", wie diese Generation auch genannt wird, wachsen von klein auf mit Handy, Laptop und Co. auf – der Umgang mit diesen Geräten erscheint fast schon selbstverständlich.

Forschung zum Medienkonsum

Die persönliche und schulische Entwicklung eines Kindes wird maßgeblich von seinem Konsum neuer Medien, insbesondere Computerspielen beeinflusst. Dieser Zusammenhang ist wissenschaftlich belegt. Noch nicht untersucht ist die Frage, ob und mit welchem Erfolg sich der Medienkonsum durch gezielte Information und attraktive Alternativangebote für die Kinder und Jugendliche beeinflussen lässt.

Das Projekt im Landkreis Reutlingen

Die Landkreisverwaltung hat ausgehend von den wissenschaftlichen Erkenntnissen gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt und Herrn Prof. Dr. Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. (KfN) ein Projekt angeregt, mit dem zum einen ganz konkrete Projekte an den Grundschulen im Landkreis initiiert werden und zum anderen eine umfassende wissenschaftliche Verlaufsuntersuchung durchgeführt werden soll.

Das staatliche Schulamt hat in Abstimmung mit dem Kreisjugendamt in der Startphase Grundschulen aufgefordert, Projekte zu entwerfen und anzubieten, die von Medienkonsum "ablenken".

Die wesentlichen Projektmittel wurden vom Förderverein Kriminalprävention (10.000,00 EUR) und der Kreissparkasse Reutlingen (2.000,00 EUR) bereitgestellt. Einzelne Projekte können auch von der Jugendstiftung Baden-Württemberg gefördert werden. Eine Kofinanzierung erfolgt ggfs. aus dem Jugendfonds

Projekte und Fördermittel:

Projekt

Projektzusagen März 2010

Förderung EUR

Schule

1

Erwerb und Aufbau eines Brotbackofens

500,00

Uhland-/ Burgwegschule Pfullingen

2

"Legal-illegal" - Eltern informieren sich

314,00

GS Mittelstadt

3

"Mediennutzung - aktiv, kreativ und im Team"

314,00

GS Mittelstadt

4

"Legal-illegal" - Eltern informieren sich

314,00

GS Rübgarten

5

"Lust auf Leben"

500,00

Erich-Kästner-Schule Reutlingen

6

"Das Phänomen Bildschirm-Faszination"

314,00

GS Rommelsbach

Zu diesen Projekten gibt es Kurzbeschreibungen

-            Erwerb und Aufbau eines Brotbackofens
Im Schulgelände soll ein Brotbackofen gebaut werden. Dabei soll die Kooperation mit außerschulischen Partnern eine große Rolle spielen. In der Zukunft soll gemeinsames soziales Erleben beim Brotbacken das Schulleben erfahrungsreicher machen. Auch die Thematik „Gesunde Ernährung“ wird berücksichtigt.

-            Mediennutzung - aktiv, kreativ im Team
Die Eltern werden sensibilisiert, die Mediennutzung ihrer Kinder deutlicher in den Blick zu nehmen und zu bewerten. Sie werden auf positive Nutzungsmöglichkeiten und Gefahren aufmerksam gemacht. Darüber hinaus wird das Ziel verfolgt, sinnvolle und kreative Beschäftigungsmöglichkeiten sowohl mit als auch ohne Medien aufzuzeigen.

-            „Legal-illegal“/Eltern informieren sich
Eltern sollen im Hinblick auf die Mediennutzung ihrer Kinder sensibilisiert werden. Dies bildet die Grundlage für weitere Aktionen.

-            Lust auf Leben – Leseförderung, Bewegungsförderung
Das Projekt beinhaltet die Bausteine Medienkompetenz, Leseförderung und Bewegungsförderung. In einer Klasse sollen Erfahrungen gemacht und auf weitere Klassen übertragen werden. Es soll an der Schule eine bewegungserzieherisches Projekt neben der Medienerziehung etabliert werden.

-            Das Phänomen Bildschirmfaszination
Eltern sollen sich mit dem Thema Mediennutzung gezielt auseinandersetzen und Tipps zur sinnvollen Mediennutzung erhalten. In einer vertiefenden Diskussion können sich Ideen zu weiteren Umsetzungsschritten entwickeln.

In einer zweiten Phase wurden folgende weitere Projekte zugesagt:

Projekt

Projektzusagen  Juli 2010

Förderung

EUR

Schule

1

Kooperation mit außerschulischen Partnern im Stadtgebiet

1.850,00

GHS Schillerschule Reutlingen

2

"Haste Töne!?" - Musikmachen in einer Rockband

1.984,00

GHS Eduard-Spranger-Schule

3

"Get into the groove": Trommeln mit lateinamerikanischen Percussioninstrumenten

1.456,00

GHS Eduard-Spranger-Schule

4

Kennenlernen und Spielen von Musikinstrumenten

500,00

GS Wittlingen

5

Brettspiel AG

457,00

GHS Pliezhausen

6

Flöten AG

309,00

GHS Pliezhausen

7

Projekt Musikklasse; Freude am gemeinsamen Musizieren

2.650,00

GS Rübgarten

8

1. Sinnvoller Umgang mit dem Medium Computer; 2. Kreativer Umgang mit Schrift und Gestalten von Schreibprozesen

3.124,00

GS Sickenhausen

9

Projekte und workshops von Eltern und örtlichen Vereinen (Tonen, Pizza backen, Ausflüge, Präsentation der örtlichen Vereine)

1.150,00

GHS Neugreuthschule Metzingen

10

Keramikarbeiten mit Wannweiler Künstlerin

350,00

GS Hofschule Alteburg

Eine konkrete Auswertung der geförderten Projekte wurde in der Anfangsphase nicht gefordert. Über das Fachforum Schulsozialarbeit, welches von der Jugendhilfeplanung durchgeführt wird, sind jedoch teilweise sehr positive Rückmeldungen erfolgt.

Es besteht eine weitere Zusage über Mittel in Höhe von 4.000 EUR von der Jugendstiftung Baden-Württemberg für ein konkretes Projekt, „Taktvoll am Leben drehen“, ein Trommel-Percussion-Kurs.

Neue Projekte für das 2. Schulhalbjahr 2011 wurden ausgeschrieben.

In Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt wurden folgende bewilligt:

Projekt

Stichwort zum Projekt

bewilligte Mittel

EURO

Schule

1

Theaterstück zum Thema Fernsehen und Videospiele

400,00

Grundschule Mittelstadt

2

Projektwoche zum Thema Zirkus

1.000,00

Gutenbergschule Riederich

3

Projekt Musik/Reiten

600,00

Grundschule Wittlingen

4

Musikwerkstatt: Trommeln mit lateinamerikanischen Percussioninstrumenten

1.500,00

Eduard-Spranger-Schule Reutlingen

5

Ausflug ins Freilichtmuseum Beuren

100,00

Hofschule Alteburg

6

Tonen mit einer Künstlerin

350,00

Hofschule Alteburg

7

Elterncafe

400,00

Bodelschwinghschule Reutlingen

8

Elternschule

300,00

Bodelschwinghschule Reutlingen

9

Vortrag "Chancen und Risiken in einer multimedialen Welt"

200,00

Uhlandschule Wannweil

10

Holzbackofen

480,00

Uhland-/Burgwegschule Pfullingen

11

Erlebnisse in Natur und Stadt

1.200,00

Schillerschule Reutlingen

12

Naturerlebnisse hautnah erfahren

500,00

Gustav-Werner-Schule Walddorfhäslach

13

Eltern-Lehrervortrag: Chancen und Risken neuer Medien

600,00

Grundschule Grafenberg

14

Schwimmen und Spielen

900,00

Schillerschule Dettingen

Gesamt

8.530,00

Befragung und Auswertung Mediennutzung und Freizeitverhalten

Für die Fortführung des Projektes wird der Auswertungsbericht, der vom KfN in Auftrag gegeben wurde, wichtige zusätzliche Aspekte benennen. Es wurden

·           sämtliche Schüler

·           die Schulleitungen und

·           die Städte und Gemeinden

umfassend über den Medienkonsum, das Freizeitverhalten und die Nutzung der vorhandenen Angebote befragt. Das KfN hat in Kooperation mit der Hochschule der Medien in Stuttgart zwei Studenten mit der Durchführung der Untersuchung beauftragt. Der Auswertungsbericht der Untersuchung mit Empfehlungen zur Weiterarbeit ist für das erste Quartal 2011 angekündigt.

Fortsetzung des Projektes

Die Finanzierung der Fortsetzung des Projektes umfasst verschiedene Positionen, für die weiterhin Fördermittel notwendig sind und beantragt werden:

-       Personalkosten für die gezielte Beratung von Projekten an Schulen

-       Kosten für Projekte an teilnehmenden Schulen

-       Kosten für die wissenschaftliche Begleitung

Einzigartigkeit des Projektes

In der Forschungslandschaft ist das Projekt „Lust auf Leben – keine Bildschirme in Kinderzimmern“ laut Prof. Dr. Pfeiffer einzigartig. Alle bisher durchgeführten empirischen Erhebungen beschäftigen sich mit der Auswertung von Mediennutzung und Medienkompetenz und weniger mit der Alternative zum Medienkonsum. Sinnvolle Freizeitgestaltung z. B. ist jedoch neben der Medienkompetenz für eine gesunde Entwicklung und für den schulischen Erfolg wichtig.

Der Förderbeitrag des Vereins Kriminal- und Verkehrsprävention im Landkreis Reutlingen e.V. war in diesem Sinne eine zielführende Investition.

Landkreis Reutlingen, den 30.3.2011

Jugendhilfeplanung

Gerlinde Kohl